Medizinische Fachkräfte und Experten für öffentliche Gesundheit erkennen eine Verschiebung in der Wahrnehmung von Nikotin, da Raucher von Zigaretten auf innovative rauchlose Produkte wie E-Zigaretten, erhitzten Tabak und Nikotinbeutel umsteigen. Teilnehmer einer Podiumsdiskussion beim kürzlich stattgefundenen Global Forum on Nicotine stimmten überein, dass Nikotin zunehmend für seine breiteren Anwendungen anerkannt wird, einschließlich potenzieller therapeutischer Verwendungen und nicht kontinuierlich als Ursache tabakbedingter Krankheiten dämonisiert werden sollte.

„Ich bin ziemlich sicher, dass wir vor dem Aufkommen von elektronischen Zigaretten nie von Nikotin
und der Entwicklung des Gehirns gehört haben, es ist an der Zeit Nikotin
zu befreien und seine potenziellen Vorteile zu erforschen.“

sagte Dr. Garrett McGovern, ein Allgemeinmediziner mit Spezialisierung auf Suchtmedizin. Die wachsende Beliebtheit von E-Zigaretten, die signifikant sicherer sind als verbrennbarer Tabak, hat das Interesse an den Auswirkungen von Nikotin erneuert. Nikotin wird für alles Verantwortlich gemacht und als Sündenbock behandelt, während das eigentliche Problem die Schadensminimierung ist.

Die Medien haben unglaubliche Angst, dieses Thema zu diskutieren, was sehr bedauerlich ist. Der Wissenschaft mangelt es an der Möglichkeit, es zu erforschen, weil die Finanzierung schwer zu bekommen ist.

sagte Mark Oates, Direktor der Verbrauchergruppen We Vape und der Snus Users Association. Er äußerte Bedenken über das Missverständnis der Öffentlichkeit, dass Nikotin selbst rauchbedingte Krankheiten verursacht. Ebenso sagte er, dass keine Gesellschaft, die mit Nikotin begonnen hat, völlig nikotinfrei wurde. „Wir haben nur gesehen, wie Länder wie Schweden zu sichereren Versionen übergegangen sind. Und wenn Menschen im Bereich der öffentlichen Gesundheit und der Politik das erkennen, dann können sie verstehen, dass der einzige Weg zu sichereren Produkten führt“.

Trotz des vielversprechenden Potenzials der Schadensreduktion bleibt die harte Realität von 1,1 Milliarden Rauchern weltweit ein Hauptanliegen.

„Weltweit sterben acht Millionen Menschen pro Jahr an Rauchen, Hunderttausende sind krank und wir können wirklich etwas dagegen tun“

sagte Panelmoderator Clive Bates, Direktor von Counterfactual Consulting Limited.

Dr. Carolyn Beaumont, eine australische Allgemeinmedizinerin, teilte ihre Erfahrung mit der Verschreibung von Nikotin an Raucher, die zum Dampfen wechseln. Ihre Forschung ergab, dass über die Hälfte ihrer Patienten, die zum Dampfen übergingen, Männer im Alter von 30 bis 50 Jahren waren, was auf ihre Vorliebe für sicherere Alternativen vor langfristigen Schäden durch Rauchen hinweist. Sie sagte, dass etwa 80 Prozent ihrer Dampf-Patienten vor einer möglichen Rückkehr zum Rauchen warnten, falls E-Zigaretten nicht mehr verfügbar wären.

Dr. Alex Wodak, ehemaliger Leiter des Alkohol- und Drogenhilfsdienstes am St. Vincent’s Hospital in Sydney, sagte, dass die Reduzierung der jährlichen Todesrate von 8 Millionen das oberste Ziel sein sollte. „Das entspricht der Bevölkerung der Schweiz jeden Jahr. Die Reduzierung dieser Zahl so schnell wie möglich sollte das oberste Ziel aller sein“, sagte er.

„Menschen rauchen für das Nikotin, aber sie sterben an der Feindseligkeit gegenüber der Schadensminderung. Und unsere Herausforderung besteht darin Strategien zu entwickeln, die nicht nur funktionieren, sondern besser funktionieren als andere Strategien“

sagte Dr. Wodak.

„Ich vermute, dass viele Menschen niemals Nikotin verwenden wollen oder müssen. Für einen bestimmten Prozentsatz der Bevölkerung wird Nikotin jedoch hilfreich sein… Wir müssen anerkennen, dass Nikotin für einige Menschen und Gehirne vorteilhafte Wirkungen hat“

sagte Dr. Paul Newhouse, Direktor des Vanderbilt Center for Cognitive Medicine. Er beschrieb Nikotin als eine komplexe Substanz mit vielfältigen Auswirkungen auf das Gehirn. Er wies auf die doppelte Natur des Nikotinkonsums hin und nannte sowohl seine Freizeit- als auch seine potenziellen therapeutischen Zwecke.